Hackerangriff auf Hotelkette Motel One

(MB) Bei einem Hackerangriff auf die deutsche Hotelkette Motel One ist es Angreifern gelungen, Daten in einem großen Umfang zu erbeuten.

Motel One berichtet über Hackerangriff

Das Unternehmen teilte am 30.September 2023 in einem Beitrag auf der Online-Plattform X mit, dass es Ziel einer Ransomware-Attacke geworden sei. Insgesamt sollen Daten in einem Umfang von sechs Terabyte gestohlen worden sein, bei denen es sich um Adress- und Rechnungsdaten sowie in 150 Fällen um Kreditkarteninformationen handele.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet von Millionen Betroffenen. Konkret seien Übernachtungslisten aus den letzten Jahren seit 2016 gestohlen worden, die privaten Rechnungsadressen, Geburtsdaten von Kunden, interne Geschäftszahlen und Handynummern von Mitarbeitenden enthielten.

Motel One betont, dass sie über umfassende und hohe Sicherheitsstandards zum Schutz von personenbezogenen Daten verfügen und der erfolgreiche Zugriff auf ihre Systeme auf die hohe kriminelle Energie der Hackergruppe zurückzuführen sei. Der Gründer und Mitinhaber von Motel One, der selbst zu den vom Datenklau betroffenen Person gehört, fordert die Politik zur deutlichen Verstärkung der Cyberabwehr auf.

Hackergruppe bekennt sich zum Angriff

Zu den Angriffen bekannte sich die russische Cybercrime-Bande AlphV, die zu Beweiszwecken im Darknet Screenshots der Motel One-Korrespondenz, Excel-Tabellen und Zugang zu internen und fremden Backends hochlud. Das Darknet ist ein verschlüsselter Teil des Internets, der nicht über herkömmliche Suchmaschinen zugänglich ist und oft für anonyme Aktivitäten verwendet wird, darunter illegale Handelsplattformen und anonyme Kommunikation. Die Hackergruppe fiel bereits in der Vergangenheit mit der Veröffentlichung gestohlener Patientenbilder auf.

Auch wenn Motel One selbst, noch von unbekannten Angreifern spricht, bestätigt das Unternehmen die Veröffentlichung der gestohlenen Daten im Darknet.

Was ist Ransomware

Ransomware-Angriffe stellen eine ernsthafte Bedrohung für staatliche Institutionen, Unternehmen und die Gesellschaft dar. Bei solchen Attacken verwenden Hacker Schadsoftware, um Daten und Systeme zu verschlüsseln und verlangen dann Lösegeld für die Entschlüsselung. Zusätzlich drohen sie damit, gestohlene Daten zu veröffentlichen. Diese Angriffe können dazu führen, dass Dienstleistungen und Geschäftsprozesse zum Erliegen kommen und die IT-Systeme in Unternehmen gestört werden. Hinzu kommt, dass durch Professionalisierung der Angreifer die Schwelle für solche Angriffe gesenkt wurde, was noch mehr Täter anzieht.

Das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigte in seinem Cybercrime-Lagebild für 2022, dass Ransomware das höchste Schadenspotenzial unter allen Arten von Schadsoftware aufweist. Die Schäden für Unternehmen bestehen nicht nur aus dem gezahlten Lösegeld, sondern auch aus Ausfallzeiten, Betriebsunterbrechungen und Wiederherstellungskosten. Im letzten Jahr wurde jedoch ein Rückgang der Bereitschaft von Unternehmen beobachtet, Lösegeld zu zahlen. In Reaktion darauf versuchen die Hacker, höhere Lösegelder zu erpressen und richten sich dabei nach der Zahlungsfähigkeit der Unternehmen. Dies führt dazu, dass vermehrt große zahlungskräftige Unternehmen wie Motel One ins Visier der Hacker geraten. Dennoch bleiben auch kleine und mittelständische Unternehmen, für die ein Ransomware-Angriff existenzbedrohliche Konsequenzen haben kann, weiterhin ein Ziel der Angreifer.

Maßnahmen von Motel One

Unmittelbar nach der Entdeckung des Hackerangriffs wurden unverzüglich Maßnahmen ergriffen, um einen weiteren Zugriff auf personenbezogene Daten zu verhindern. Gleichzeitig informierte das Unternehmen die zuständigen Datenschutzbehörden über den Vorfall und erstattete eine Anzeige bei der Polizei. Motel One setzte einen IT-Sicherheitsdienstleister zur gründlichen Untersuchung des Vorfalls ein, bei der die von den Angreifern ausgenutzte Sicherheitslücke identifiziert und unverzüglich geschlossen wurde. Darüber hinaus wurden betroffene Personen, deren Kreditkartendaten gestohlen wurden, von Motel One benachrichtigt, was den rechtlichen Anforderungen nach Art. 34 Abs. 1 DS-GVO aufgrund des hohen Risikos, das mit dem Kreditkartendatendiebstahl verbunden ist, entspricht.

Mögliche Folgen und Konsequenzen des Hackerangriffs

Für die betroffenen Personen:

Die Entwendung von Kreditkartendaten, Adressen, Telefonnummern sowie potenziell Arbeiterinformationen kann für betroffene Personen ein erhebliches Risiko für Stalking, Kreditkartenbetrug und Identitätsdiebstahl darstellen. Nach bisherigen Erkenntnissen von Motel One, sei jedoch bislang noch kein nachweisbarer materieller Schaden bei den betroffenen Personen aufgetreten. Dennoch fordert Motel One seine Kunden auf, sich bei Anzeichen für Datenmissbrauch über eine bereitgestellte E-Mail zu melden.

Für Motel One:

Motel One verkündete, dass der Geschäftsbetrieb und Reservierungen zu keiner Zeit gefährdet waren. Konsequenzen drohen jedoch aufgrund von Datenschutzverletzungen, für die Motel One möglicherweise verantwortlich gemacht werden kann. Gründe hierfür sind die Vielzahl der Daten und die lange Speicherung der personenbezogenen Daten durch Motel One. Denn nach Art. 5 Abs. 1 lit. e) DS-GVO dürfen personenbezogenen Daten nur so lange gespeichert werden, wie es für die Zwecke, für die sie erhoben oder verarbeitet werden, erforderlich sind. Sobald die Daten für diese Zwecke nicht mehr benötigt werden, müssen sie gelöscht werden. Da durch den Hackerangriff aufgedeckt wurde, dass Motel One seit 2016 Übernachtungslisten gespeichert hat und die Hotelkette keine plausible Erklärung für die lange Speicherdauer vorlegen konnte, droht ihr gem. Art. 83 Abs. 5 lit. a) DS-GVO eine Geldbuße von bis zu 20 000 000 EUR oder von bis zu 4 % des weltweiten Gesamtjahresumsatzes des vorangegangenen Geschäftsjahres.

Darüber hinaus könnten gem. Art. 82 DS-GVO betroffene Personen bei denen aufgrund des Verstoßes ein materieller oder immaterieller Schaden entstanden ist, einen Anspruch auf Schadenersatz gegen Motel One haben.

Empfehlungen für betroffene Personen

Die bayerische Datenschutzbehörde fordert betroffene Personen dazu auf, ihre Aufmerksamkeit zu erhöhen und empfiehlt, in ihren E-Mail-Postfächern besonders auf Absender zu achten, die unbekannt oder überraschend erscheinen, um Manipulations- und Angriffsversuche frühzeitig zu erkennen. Im schlimmsten Fall, beispielsweise bei anhaltenden und schwerwiegenden Angriffen, sollte der Verzicht auf eine weitere Verwendung der betroffenen E-Mail-Adresse in Erwägung gezogen werden.

Darüber hinaus sollten die vom Kreditkarten-/Bankdatendiebstahl betroffenen Personen unbedingt ihre Bank informieren und ihre Zugangsdaten für das Online-Banking ändern.

Handlungsempfehlung

Hackerangriffe stellen ein erhebliches Risiko für Unternehmen und die betroffenen Personen dar. Angesichts der wachsenden kriminellen Energie von Hackergruppen gestaltet sich die Vorhersage und erfolgreiche Abwehr von solchen Angriffen als äußerst herausfordernd. Umso mehr kommt der kontinuierlichen Einhaltung der Bestimmungen der DS-GVO eine entscheidendere Bedeutung zu.

Falls Sie Fragen haben oder Unterstützung benötigen, stehen unsere Datenschutz-, Informationssicherheits- und Cybersecurity-Experten Ihnen jederzeit zur Verfügung. 

Quellen:

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